Donnerstag, 1. Dezember 2005

Für die Haut ab dreissig

Wir sind zu arm, um uns billige Sachen zu kaufen: Ein Paar von Ludwig Reiter schützt Mensch und Umwelt.

Der Idee der Nachhaltigkeit gehört die Zukunft. Der Verbraucher ist Revolutionär. Seine Konsumgewohnheiten haben in den letzten hundert Jahren die Welt mehr verändert als der Gang zu den Wahlurnen oder auf die Strasse zur Revolution. Der grüne Vordenker Matthias Berninger bezeichnet es als Fortschritt, dass die OECD bei ihrer Auszeichnung von Waren erstmals auch die Prozessqualität berücksichtige – also nicht nur die Umweltverträglichkeit eines Produktes, sondern auch die Ökobilanz seiner Herstellung. «Die Globalisierungsdebatte braucht die Konsumentendebatte. Wenn man der Globalisierung eine Leitplanke geben will, braucht man eine Prozessqualität der Produkte, die weltweit eingehalten wird.»

Und dann entscheiden die Konsumenten über die ökologische Verfassung der globalisierten Welt – vorausgesetzt, sie verfügen über das Mindestmass an Wohlstand und Wissen, das dafür notwendig ist. Wohlhabenden Nationen wie der Schweiz fällt dabei eine besondere Vorbildfunktion zu. Ökologisch nachhaltig sind Konsumgegenstände, die potenziell die Qualität und Substanz haben, nicht nur die eigene Lebenszeit zu überstehen, sondern weitervererbt werden zu können.

Luxus ist arbeitsintensiv. Deshalb macht es Sinn, «den Sinn für Ästhetik und Luxus» zu stärken, wie der Club of Rome empfiehlt. Damit funktioniere Wachstum nicht über Mengen, sondern über Schönheit. Durch eine Reparaturgesellschaft entstehen so neue Arbeitsplätze. Bestes Beispiel: Schuhe. Normal trägt man sie ein bis zwei Jahre, um sie dann zu entsorgen. Rahmengenähte Schuhe aus Pferdeleder halten Generationen. Vorausgesetzt, man pflegt sie richtig. Ausserdem wird man wohl mindestens alle zwei bis drei Jahre die Sohlen erneuern müssen. Aber die Patina der Schuhe macht diese immer eleganter. Kein Mann, und neuerdings auch immer weniger Frauen, von Rang will ohne diese Patina durchs Leben spazieren. Meine These: Spätestens mit dreissig muss man Dinge kaufen, die bleiben: Schuhe, Möbel, Kunst, Häuser, Uhren, Geschirr, Gartenbänke. Schuhe kaufe ich seit fünf Jahren bei Ludwig Reiter, zuvor bei Eduard Meier in München. Beide Firmen waren Hoflieferanten und verfügen über eine wertvolle Tradition, die nicht zuletzt in einem beeindruckenden Herstellungswissen mündet. Seit 125 Jahren stellt Ludwig Reiter Schuhe her, die mittlerweile in gut einem Dutzend Geschäften in Europa verkauft werden. Nicht eben billig, aus Kalbsleder gefertigt, kosten «Budapester» 690 Franken, in Pferdeleder 1100 Franken.

Auf Dauer sind sie dennoch günstig. Billigere Schuhe haben eine deutlich kürzere Haltbarkeitsdauer. Dasselbe gilt übrigens für Autos. Je exklusiver Autos sind, umso seltener werden sie verschrottet. Fast 78 Prozent aller jemals produzierten Porsche gibt es noch. Wie viele Toyota Corolla der ersten Generation noch herumfahren, ist ein Geheimnis. Es dürfte ein Promille sein. Seien Sie ein stolzer Snob: Das Billige ist in der Regel ökologisch bedenklich. Der Todfeind der Nachhaltigkeit ist Ex-und-hopp-Konsum. Michael Hopf, Sprecher von Greenpeace: «Je länger ein Produkt hält, desto ökologisch sinnvoller ist es.» Hier sollten wir ausnahmsweise konservativ sein.

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Zweck vom Sonnendeck

Das Sonnendeck dient mir als Abstellplatz wichtiger Habseligkeiten wie auch überflüssigen Ballasts. Daneben lässt sichs aber auch ganz gemütlich liegen und der Gelassenheit frönen.

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