Glueck

Sonntag, 11. Juli 2010

How to live before you die

Montag, 27. März 2006

Fortuna

Fortuna, Sinnbild für das Schicksal und die Zufälligkeit. Sinnbild des Denkens Senecas welcher dem Schicksal die moralische Blindheit eines Orkans zuspricht und welches somit nicht persönlich zu nehmen ist.

fortuna

Montag, 26. September 2005

Kein Tag zum Sterben

Herbert Lanz

Eine Leiche. Und ich, ich muss sie jetzt aus dem Wasser holen, denkt Özcan Yüksel im ersten Moment, als er den weissen Körper in der Aare treiben sieht. Dann Geräusche, «wie ein Wehklagen », sagt Yüksel. Er springt in den braunen Fluss. Hochwasserzeit.

Der 29-jährige Türke hat an jenem Sommerabend Ende August Spätschicht in der Cafébar «Landhaus» in Solothurn. Es ist nachts um ein Uhr, nur noch wenige Leute sitzen draussen auf der Quaimauer. Sie trinken oder kiffen. Yüksel macht sauber, wischt mit dem grossen Besen die Zigarettenstummel, Bierflaschen und Dosen zusammen. Den Job als Aushilfskellner hat er erst vor kurzem bekommen. Eigentlich müsste er nur bis zur ersten Laterne flussabwärts kehren. Yüksel wischt weiter, bis zur zweiten Laterne. Er ist froh, dass er die Arbeit hat.

Als er den Müll in den Plastiksack kippen will, schweift sein Blick übers Wasser. Yüksel – sein Nachname bedeutet übersetzt «geh höher» – taucht ab. Er schwimmt dem auf und ab gleitenden Menschen entgegen. Nach 20, 30 Metern kann er den kalten Körper packen. Mit einem Arm rudert er dem Ufer entgegen, auf ein Aluminiumboot zu. Aus einem nahen Restaurant kommen Leute. Ein Landsmann steigt ins Boot runter. Gemeinsam hieven sie den schweren Körper ins Schiff. Erst jetzt realisiert der Retter, dass er eine Frau vor sich hat, etwa 60-jährig. Sie schlägt um sich. «Lasst mich, lasst mich! Ich will sterben», bricht es aus ihr heraus. Die ersten klaren Sätze. Der Retter merkt, dass die Gerettete gar nicht gerettet werden wollte.

Özcan Yüksel fragt nach einer Ambulanz. Eine jüngere Frau greift zum Handy. Yüksel versucht, die Lebensmüde zu beruhigen.

«Alles wird gut. Gleich kommt der Rettungswagen », sagt er zu ihr.
Sie sagt: «Ich will sterben.»
Yüksel sagt: «Heute ist kein guter Tag zum Sterben.»

Die Polizei kommt, wenig später die Ambulanz. Personalien werden aufgenommen. Die Frau wird in den Wagen gehoben. Polizei und Ambulanz fahren fort. Viel später wird Yüksel durch den Kopf gehen, dass keiner ihm auf die Schulter geklopft hat. Von der Lebensmüden hat er nichts mehr gehört, bis heute.

Als Letzter steigt Özcan Yüksel aus dem Boot. Er will sein Portemonnaie und den Schlüsselbund holen, die er vor dem Sprung noch hastig auf die Aaremauer gelegt hat. Alles ist weg. Verschwunden. Keiner der Umherstehenden weiss etwas, keiner hat was gesehen. Erst zwischen vier und fünf Uhr kommt er nach Hause. Drei Stunden findet er Schlaf. Am Morgen geht der Bestohlene zur Bank. Angst um sein Konto dort hat er nicht, es ist eh im Minus. Aber er will seine Visa- Karte sperren lassen. Zu spät. 2000 Franken sind weg. Abgebucht in derselben Nacht um 1 Uhr 38 im Cabaret «Isabelle» am Solothurner Bahnhof. «Als ich das Wort ‹Cabaret› hörte, blieb mein Herz stehen», sagt Yüksel. «Shit, dachte ich, aus dem Schlamassel kommst du nie mehr raus.»

Der gelernte Karosseriespengler macht derzeit eine Ausbildung zum Sozialpädagogen. Vor kurzem erst hat er seine Stelle in einem Heim gekündet – ins Blaue hinaus. Er steckte in einer Krise. Eine Frau verliess ihn, das Geld wurde knapp, offene Rechnungen häuften sich. Özcan Yüksel, dessen Eltern aus Ostanatolien in die Schweiz emigrierten, bekam es mit der Angst zu tun. Ökonomischer Angst. Dann, kurz vor dem Sprung ins Wasser, der lang ersehnte Anruf: Er hatte die neue Stelle in einem Kinderheim in Basel bekommen.

Die Geldsorgen blieben. Und dann das. Mit dem Dieb hadert er nur kurz. «Schnell einmal ging mir durch den Kopf: Ich, die Lebensmüde und der Dieb, der mein Geld mit Frauen verhurt – und ich musste lachen», sagt Yüksel. Und: «Vielleicht habe ich ihn ja in einem früheren Leben mal beklaut. Ich muss also nicht den Moralapostel spielen.»

Özcan Yüksel ist nichtpraktizierender Muslim. Als der Dalai-Lama in Zürich war, hörte er dem buddhistischen Gottkönig tagelang zu. Demut, Vertrauen haben, sich fallen lassen. «Ruhig werden, alles wird so geschehen, wies richtig ist», sagt er. «Aber vielleicht nicht so, wie wir es uns vorstellen. » Auch bei ihm kommts anders. So wie es sich der Demütige nicht geträumt hatte.

In einem Restaurant trifft Yüksel einen albanischen Kollegen. Erzählt ihm seine Geschichte.

«Du bist immer zu lieb. Das Leben ist hart. Du musst härter werden. Sonst wirst du gefickt», sagt der Kumpel.
«Jedes Tun hat Konsequenzen. Positives Tun erzeugt etwas Positives», sagt Yüksel.
«Ich zahl dir was. Ich lade dich ein», sagt der Albaner.

Dann die Überraschung. In der Cafébar, wo Yüksel jobbt, hat man für ihn gesammelt. Innert eines Tages kommen 1500 Franken zusammen. Yüksel sagt: «Das Leben ist gütig.» Die Lokalpresse berichtet über ihn. Yüksel, der in Solothurn geboren wurde, seine türkische Heimat noch nie sah, weil sich die Eltern immer fürchteten, in die anatolische Bürgerkriegsregion zurückzukehren, wird zum Stadtgespräch. Wildfremde Menschen stecken ihm Geld zu. Jemand schreibt ihm einen Brief. «Ich wünsche Ihnen auch einen solchen Retter, wenn Sie in Not sind.» Wieder liegt Geld bei. Yüksel ist peinlich berührt. Sagt den Spendern, dass sich die Kartenfirma Visa angesichts der Umstände wohl kulant zeigen werde. Sagt, dass er das Geld nicht will. Alle beharren darauf.

«Hätte ich keine Krise gehabt und meine alte Arbeitsstelle behalten, hätte ich nicht ein Leben retten können. Der Dieb hätte sich nicht vergnügt, und ich hätte nicht so viel Freundschaft und Solidarität erlebt», sagt Yüksel.

Gerne würde er die Frau aus dem Wasser treffen. «Sie war es, die mich beschenkt hat.»

http://www.facts.ch/dyn/magazin/gesellschaft/542340.html

Freitag, 12. August 2005

Tolstois Typen

1. Die Ahnungslosen
Die sich schläfrig durchs Leben hindurchleben liessen. Hierher rechnete er die meisten Frauen, sehr viele junge Menschen und alle Stupiden.

2. Die Epikuräer
Im absprechenden Sinn, an die Jeunesse doree denkend.Fressen, saufen, huren, blind dem Alter, der Krankheit und dem Tod entgegenrennend. Mit Gier und Wichtigtuerei.

3. die glücklich-heiligen Weisen
Radikale Verneinung aller geltenden Werte. Künstler, Philosophen, Heilige als die erhabenen Verneiner.

4. Schar der Schwachen, welche die Wahrheit gesehen haben und wissen was Not tut, welche aber nicht die Kraft haben ihr Leben zu ändern ihrem besseren Wissen gemäss.

Gluecks Bruchstuecke

Heiterkeit und Unbekümmertheit
Genuss momentanen Glücks- und Seligkeitspartikel (Essen - "Im Westen nichts neues", Berlin - Moskau")
Ferien vom Glück der materiellen Sicherheit
Bescheidenheit
Gesundheit
Abwesenheit von Konkurrnz, Angst, Furcht
Entmaterialisierung, Leichtigkeit, Unabhängigkeit
Das Glück liegt in dir
Kein Gut macht glücklich in jeder Beziehung
Entziehung von der Vergewaltigung durch die Gesellschaft (Bewunderung, Verurteilung)
Im Verborgenen leben, um das Glück zu gewinnen
Seelenfrieden und das frei sein von Beschwerden
Epikur: heute und hier glücklich leben
nicht für Gott, den Staat, die Aufgabe oder die Kultur
Ohne Freundschaft kein vollkommenes Glück
Wärme zwischen Mensch und Mensch
Glück durch Tugend
Theoretisch ein Fels, praktisch ein Mitmacher (vergleiche Martin Walser)
Mitmachen per Distanz
Mit dem momentanen Zustand befreundet sein
Wissen & Denken als Schlüssel zum Glück
Glück des Mit-Mensch-sein
Glück durch Eliminierung von Konkurrenzdenken
Szenen des Glücks erkennen lernen

Zweck vom Sonnendeck

Das Sonnendeck dient mir als Abstellplatz wichtiger Habseligkeiten wie auch überflüssigen Ballasts. Daneben lässt sichs aber auch ganz gemütlich liegen und der Gelassenheit frönen.

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