Von Constantin Seibt
Memo von: Pater Maunzinger
An: Alle, die ein Haus kaufen wollen
Ihr Problem: Die Gelegenheit ist günstig, Ihr Leben und das Ihrer Familie zu ruinieren.
Die Lage: Ja, günstig wie nie: Die Zinsen stehen auf einem Rekordtief, die Banken haben eine neue Kundschaft entdeckt – junge Paare, denen sie Kredite zwecks Wohneigentum nachwerfen. (Die Banken selbst sind zwar vor Jahren aus dem unlukrativen Geschäft ausgestiegen – aber das steht nur in vergilbten Geschäftsberichten.)
In den Hochglanzprospekten steht: Wertanlage, Steuern sparen, sichere Zukunft. Und in den Hochglanzaugen der Lesenden steht: lebenslänglich – Glück, Solidität, Liebe und liebe Kleine im Grünen. Dasselbe Leben, das Hesiod schon vor Tausenden Jahren empfahl: «Erstlich des Hauses und des Weibes und des pflügenden Ochsen bedarf man.»
Was man zunächst bekommt, ist allerdings nicht Frieden, sondern das Gegenteil: eine Arche voller Monstren. Baut man das Haus selbst, ist man für zwei Jahre seines Lebens Architekten, Planungsbehörden, Bauführern, gierigen Handwerkern ausgeliefert – einer Bande, gegen die die Schlafzimmerräuber als ehrliche Gangster erscheinen. Erst dreissig Jahre später werden Eigenfamilienhaus-Erbauer wieder so alt aussehen wie auf den Fotos damals.
Dann beginnt die Abhängigkeit von der Bank: lange Jahre bis Jahrzehnte, in denen Sie höchst verwundbar sind: abhängig vom Arbeitsort, vom Gehalt (also: vom Boss), vom Fortbestand der Ehe, von Nachbarn, vom unberechenbaren Zinsniveau: Jede Veränderung bedeutet möglichen Ruin. Der Preis der schützenden Burg wird durch Angst gezahlt.
Damit nicht genug: Wer je offenen Auges durch die Dörfer des verkehrsgünstigen Mittellandes gegangen ist, sieht eine schopenhauersche Extremsituation: Unser Leben, sagte Schopenhauer, pendelt zwischen Not und Langeweile. In den Siedlungen pendelt es nicht mehr: Unberührt von den Wechselfällen des Lebens, wird die Langeweile allein an Ihnen und Ihren Lieben nagen.
Mein Rat: Wenn bei kleinen Depressionen der Kauf eines neuen Pullovers und bei grossen der Psychiater hilft, so hilft bei mittleren Depressionen der Wechsel des Wohnortes. Seien Sie also klug, und denken Sie an den Satz des Berliner Malers Heinrich Zille: «Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genauso töten wie mit einer Axt.»
tankwarth - 15. Aug, 14:19
1. Die Ahnungslosen
Die sich schläfrig durchs Leben hindurchleben liessen. Hierher rechnete er die meisten Frauen, sehr viele junge Menschen und alle Stupiden.
2. Die Epikuräer
Im absprechenden Sinn, an die Jeunesse doree denkend.Fressen, saufen, huren, blind dem Alter, der Krankheit und dem Tod entgegenrennend. Mit Gier und Wichtigtuerei.
3. die glücklich-heiligen Weisen
Radikale Verneinung aller geltenden Werte. Künstler, Philosophen, Heilige als die erhabenen Verneiner.
4. Schar der Schwachen, welche die Wahrheit gesehen haben und wissen was Not tut, welche aber nicht die Kraft haben ihr Leben zu ändern ihrem besseren Wissen gemäss.
tankwarth - 12. Aug, 01:04
Heiterkeit und Unbekümmertheit
Genuss momentanen Glücks- und Seligkeitspartikel (Essen - "Im Westen nichts neues", Berlin - Moskau")
Ferien vom Glück der materiellen Sicherheit
Bescheidenheit
Gesundheit
Abwesenheit von Konkurrnz, Angst, Furcht
Entmaterialisierung, Leichtigkeit, Unabhängigkeit
Das Glück liegt in dir
Kein Gut macht glücklich in jeder Beziehung
Entziehung von der Vergewaltigung durch die Gesellschaft (Bewunderung, Verurteilung)
Im Verborgenen leben, um das Glück zu gewinnen
Seelenfrieden und das frei sein von Beschwerden
Epikur: heute und hier glücklich leben
nicht für Gott, den Staat, die Aufgabe oder die Kultur
Ohne Freundschaft kein vollkommenes Glück
Wärme zwischen Mensch und Mensch
Glück durch Tugend
Theoretisch ein Fels, praktisch ein Mitmacher (vergleiche Martin Walser)
Mitmachen per Distanz
Mit dem momentanen Zustand befreundet sein
Wissen & Denken als Schlüssel zum Glück
Glück des Mit-Mensch-sein
Glück durch Eliminierung von Konkurrenzdenken
Szenen des Glücks erkennen lernen
tankwarth - 12. Aug, 00:53
Weder positiv noch negativ sei die Beziehung zur Stadt gewesen, damals vor drei Jahren, als sie nach Genf kam, resümiert die Rorschacherin Sandra Jaberg. Es waren die Lebensumstände, es war der kurze, einmonatige Aufenthalt, die keine tieferen Faszinationen zuliessen. Sandra Jaberg ging nach Peking und betreute für eine Genfer Firma Chinesen auf dem Weg in die Schweiz. Sie lernte die Sprache Mandarin, Land und Leute kennen, kam in die Schweiz zurück und wurde Pressebetreuerin beim Tourismusbüro des Kantons Genf.
Mit Freunden am Grill
Heute hat die 27-Jährige Wurzeln geschlagen, die Stadt schätzen gelernt, viele Freunde gefunden und erzählt gerne, wie es so weit kam. Sie war auf Wohnungssuche. In Genf bedeutet das, 60 Wohnungen anzuschauen und unter Umständen der 150. Besucher zu sein. Aber: Man lernt viele Leute kennen. So wurde Sandra Jaberg bald zum ersten Grillfest eingeladen und schliesslich war sie - mittlerweile mit eigener Wohnung - Teil eines Genfer Zirkels.
Kleinste Weltstadt
Was schätzt sie an Genf? Sandra Jaberg muss nicht lange überlegen: «Die Vielfalt, die Offenheit, den Schmelztiegel der Kulturen.» Genf sei die kleinste Weltstadt der Weltstädte. Der hohe Ausländeranteil erinnert sie an ihre Heimatstadt Rorschach. Die Integration von Ausländern ist in Genf Teil der Stadtgeschichte. Das Bankwesen und die Uhrmacherkunst sind daraus entstanden. Es ist die Vielfalt auf kleinstem Raum, die Sandra Jaberg fasziniert. Alles ist zu Fuss oder per Velo erreichbar und innerhalb kürzester Zeit ist man auf dem Land, in den Rebbergen, im Gebirge. Seit Langem wünschte sie sich, einmal für eine karitative Organisation tätig zu sein. «Man kommt von alleine in die humanitäre Stimmung hinein. Das gehört zum Esprit de Genève», beschreibt Sandra Jaberg dieses Lebensgefühl. Ihr Freund arbeitet für die UNO im Kongo, eine Freundin beim IKRK. Sandra Jaberg entschied, dass das auch etwas für sie sein müsse. Behielt sie in spannungsgeladenen Situationen doch immer eine neutrale Position und versuchte sich als Mediatorin. Sandra Jaberg begann sich als Administratorin zu bewerben: Bei der Organisation Médecins sans Frontières und beim Internationalen Roten Kreuz.
In ein Krisengebiet
Jetzt steht Sandra Jaberg kurz vor der sechswöchigen Ausbildung beim IKRK. Erst nach zwei Wochen Grundausbildung erfährt sie, in welche Mission man sie einteilt. Dann reist sie in eines der vielen Krisengebiete irgendwo auf dem Planeten Erde. Nervosität ist bei der Rorschacherin keine zu spüren, vielmehr grosse Neugierde und Freude auf das Bevorstehende. Ihre Ziele sind jene des IKRK: Die Leidenden in Konflikten zu unterstützen. Das sind die Zivilbevölkerung und die Kriegsgefangenen. Nach einem Jahr wird sie weiterschauen. Sicher ist, dass sie in Genf bleiben möchte. Oder, wie Sandra Jaberg selbst sagt: «In Genf kann ich es mir vorstellen, mein Leben zu verbringen.»
OT-Korrespondent Philippe Reichen berichtet während seines Aufenthalts in Genf über das vielfältige und bewegte Leben am anderen Ende der Schweiz
http://www.tagblatt.ch/index.jsp?ressort=archivsuche&artikel_id=1071293&liste=1071293
tankwarth - 11. Aug, 18:26
Von Marcel Elsener
St. Gallen ist Pflotsch-Hauptstadt Europas. Unser Bodenseespezialist weiss aber Fluchtrouten ins Land der Träume.
«Heute weigerte ich mich aufzustehen, bis sich die Sonne zeigte», sagt Sam Owadia an diesem Mittejulimittwoch. «Okay, sie hat geblinzelt. Aber der Sommer ist gelaufen.» An der Stehbar im «Splügen», seiner Beiz, die in einer früheren Zeit und andern Stadt wohl «Existenzialistentreff» genannt würde, denkt er bereits ans Herbstprogramm - Musikabende mit grossen Figuren solls geben, Bob Dylan, Frank Zappa oder Otis Redding, von Stammgästen aufgelegt und in Wort und Bild vorgestellt. Der Rotweintrinker von nebenan freut sich schon sehr auf den Winter. Eigentlich fände hier ja der St. Galler Gartenbeizsommer statt; Owadias Holzbänke auf dem Plätzchen, das seinen Namen einem Sommerzirkus der lokalen Clowns Pic und Pello verdankt, versprühen den Mini-Mini-Hauch, weil bestenfalls mal hundert Menschen zusammenkommen und weil der schöne Platz vor allem ein Parkplatz ist. Letzten Sommer wars anders, da spielte ein Freilufttheater Peter Handkes «Stunde, da wir nichts voneinander wussten» - der kantonalen 200-Jahr-Feier sei Dank, und wenns nur dafür war.
Ertrinken im Frauenweier
Die Einheimischen haben sich indes abgefunden mit dem feindlichen Klima. Von einem Sommer kann nicht die Rede sein in einer Stadt mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von knapp sieben Grad und dem Ruf, «sieben Monate Winter und fünf Monate kalt» zu haben. Oft liegt der Schnee bereits im Oktober und bis in den Mai - Fussballfans kennen das Bild vom verschneiten Espenmoos, während auf allen Schweizer Plätzen längst gespielt wird. Nun muss man den BewohnerInnen der «Pflotsch-Hauptstadt» eines lassen: Sie lassen sich den Sommer nicht nehmen und reden sich mit verzweifelter Tapferkeit ein, dass es hier doch recht hübsch und grün sei, gerade im Sommer, und überhaupt auf Dreilinden, dem Naherholungsgebiet fünf Treppensteigminuten über der Altstadt, wo auf einer Geländeterrasse die Dreiweiern liegen, der Bubenweier, der Mannenweier und der Frauenweier. Als Zugezogener oder Besucherin ist man gut beraten, die Dreiweiern einfach nur superschön zu finden, Einheimische verstehen da keinen Spass.
Dabei kann man dort oben bei Gott nicht schwimmen. Glauben Sie mir, ich habs versucht. Es war in einer für voralpine Verhältnisse sehr milden Sommernacht, als ich mich nach Jahren freundlich-dringlicher Empfehlungen endlich zum Sprung ins St. Galler Sommerglück überwinden konnte. Immerhin hatte ich die Ausrede der Volltrunkenheit. Ich sollte es eine Minute später bereuen. Kaum war ich in diesen Frauenweier gesprungen und hatte einige Züge genommen, war der Schwumm auch schon jäh zu Ende: ich prallte in ein hölzernes Spielgerät für Kinder. Worauf ich lauthals fluchte wie einer, der auf den urältesten aller Gaunertricks hereingefallen war.
Die drei Tümpel mögen okay sein zum ein bisschen Hängen und Gaffen, aber sie sind eine Beleidigung für einen Seebuben, der heute noch am liebsten auf den Holzplanken der Rorschacher Badhütte liegt und die Gegend versehnsuchtet bis ans Meer aller Träume.
Doch bleiben wir einen Moment in der 300 Meter höher gelegenen «Gallusstadt». Kaum Sommer - und nicht einmal Wasser. Die höchstgelegene Stadtsiedlung Europas mit ihren 70 000 EinwohnerInnen gehört zu den wenigen Städten, die nicht an ein Wasser gebaut sind. Kein Fluss, kein See, nicht mal eine anständige Brunnenfläche als schmalbrüstiger Ersatz. In den wärmeren Monaten wird dies zum Dauerjammer, über den auch die Aufstellung diverser Roman-Signer-Kunstwerke, die mit dem Wasser spielen, nicht hinwegtrösten kann. Jüngstes Beispiel ist eine signersche Wasserschaukel vor einem Versicherungssitz, wo der Künstler auf seine bekannt ausgeklügelte Art das Wasser schaukeln lässt - «Bewegung beruhigt» titelte die Lokalzeitung. Ganz genau was St. Gallen braucht, denken bewegtere Geister.
Jason Rhoades’ Irrtum
Wer in einer wärmeren Sommernacht einen spannenden Flirttreff unter freiem Himmel sucht, hat Pech. In der Regel, wie im Fall der beiden Genossenschaftsbeizen Engel und Hintere Post, handelt es sich beim Sommergarten um einen winzigen Innenhof mit vielleicht sieben Tischen, die aus Rücksicht auf die Nachbarn um zehn Uhr geräumt werden müssen. Weitaus grösser und, wenigstens tagsüber, ein echter Tipp bleibt der Klassiker unter den Innenhöfen, die Gartenterrasse des Restaurants Gschwend am Bohl, wo es sich unter einer Rebenlaube sitzen lässt, Katzen durch den Holzzaun äugen und manchmal gar ein Hahn kräht.
Was bleibt zu tun? Am besten die Flucht ins Grüne, einerseits nach hinten Richtung Säntis, wo schon unmittelbar am Stadtrand lohnende Ausflugsbeizen locken, wie das Scheitlinsbüchel oder der Untere Brand; andererseits nach vorne Richtung See. Zum Bleiben könnte allenfalls die weitherum «urbanste» Freiluftleinwand im Hof der Lokremise animieren. Doch die Hauser-und-Wirth-Leute sowie ihre PartnerInnen vom Kinok haben heuer Künstlerpech gehabt: Jason Rhoades hat sich vor allem Filme mit dem Biedermann Kevin Costner gewünscht. Gähn - da sind sogar die Programme der Mainstream-Openair-Kinos des Kinomonopolisten und einer Eventfirma auf dem Sportplatz Lerchenfeld und am See in Arbon spannender.
Blumenwiesen vor Wien
Mich kümmern die Programm- und Wettersörgeli der Stadtsanktgaller indes herzlich wenig. Seit über einem Jahrzehnt vertraue ich zwei anderen Sommerfixpunkten: fürs Draussen ist dies die Badhütte in Rorschach, fürs Drinnen das Poolbar-Festival in Feldkirch. Die alte Pfahlbauerbadi über dem See, inoffizielles Wahrzeichen der daniederliegenden Hafenstadt und ein Lichtblick in einer trostlosen Betonuferpromenade, ist allem Hype in Büchern und nationalen Medien zum Trotz ein Geheimtipp geblieben. Nach dem Seebad gibts im La Vela am Hafenplatz eine echt italienische Latte Macchiato, die ein Drittel weniger kostet und besser schmeckt als in den Zentren. Und hernach gehts zunächst für Bodensee-Knusperli in den unverschandelten Garten des Restaurants Jägerhaus in Altenrhein und dann eine halbe Autostunde das Rheintal hinauf in die Poolbar. Auch dort kann man das Loblied der Peripherie singen - im umgebauten Hallenbad siehts aus wie in Wien oder Berlin, draussen duftet die Blumenwiese vor den Arlbergausläufern. Psst, nicht weitersagen, ebenso wenig wie das Naturschutzgebiet Rohrspitz mit seinen Schmusebräteluferplätzen und dem FKK Fussach, sonst ist die Gegend bald überlaufen, nicht nur von St. GallerInnen.
Marcel Elsener ist Kulturredaktor der WOZ.
Poolbar in Feldkirch: www.poolbar.at
tankwarth - 10. Aug, 16:53
Uno, dos, tres, catorce,
[Spoken vocal]
Turn it up loud, Captain!
Lights go down it’s dark
The jungle is your head - can’t rule your heart
I’m feeling so much stronger than before
Your eyes are wide
And though your soul it can’t be bought
Your mind can wander
Hello, hello... (Hola)
I'm at a place called Vertigo (dónde estás)
It’s everything I wish I didn’t know
Except you give me something...
I can feeeel, feeeeeeel
The night is full of holes
There's bullets ripping sky of ink with gold
They twinkle as the boys play rock and roll
They know that they can’t dance - at least they know
I can’t stand the beat
I’m asking for the cheque
Girl with crimson nails
It's Jesus 'round her neck
Swinging to the music Whoooaaa
Swinging to the music Whoooaaa
Hello, hello... (Hola)
I'm at a place called Vertigo (dónde estás)
It’s everything I wish I didn’t know
But you give me something...
I can feeeel, feeeeeeel
Shake it...
Just for...
Jumping in... yeah
[Edge solo]
All of this... all of this can be yours
All of this... all of this can be yours
All of this... all of this can be yours
Just give me what I want and no one gets hurt
Hello, hello... (Hola)
We're at a place called Vertigo (dónde estás)
Lights go down and no one knows
That you give me something...
I can feel your love teaching me
Aaahhhhh-aaahhh-aaahhh-aaahhh...
Your love is teaching me
Aaahhhhh-aaahhh-aaahhh-aaahhh...
How to kneel, kneel
Yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah,
YEAH,
Yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah,
YEEEAAAAH!
Dazu das gefüllte Stadion und die in rotes Licht getauchten Menschenmassen... und ein Text der zur derzeitigen Situation passt gemäss meiner Interpretation.
tankwarth - 22. Jul, 19:52