Mittwoch, 8. März 2006

Kurt Vonnegut

Dem Titel Ihres neuen Buchs zufolge sind Sie aber «Ein Mann ohne Land». Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Ich fühle mich so wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals sagte ich: Ich habe als GI in Deutschland alles getan, was von mir erwartet wurde, kann ich jetzt bitte nach Hause gehn? Als ich meinen Roman «Timequake» beendete und beschloss, nie mehr etwas zu schreiben, ging’s mir ebenso: Ich habe alles getan, was von mir erwartet wurde – Kinder grossgezogen, Bücher geschrieben. Kann ich jetzt bitte nach Hause gehn? In beiden Fällen meinte ich mit «nach Hause» Indianapolis, Indiana, als ich neun Jahre alt war und eine Mutter, einen Vater, eine Schwester, einen Bruder, einen Hund und eine Katze hatte.

Wenn jede Demokratie den tragischen Fehler eines verrückten Präsidenten hat, was wäre dann eine Alternative zur Demokratie?Selbstmord. Albert Camus bekam einen Nobelpreis dafür, dass er sagte, das Leben sei absurd. Seiner Ansicht nach bestand das einzige relevante philosophische Problem in der Frage: Warum nicht Selbstmord begehen? Ich neige dazu, ihm zuzustimmen. Camus hatte Glück, er kam bei einem Autounfall ums Leben. Aber meine Mutter beging Selbstmord, mein Literaturagent beging Selbstmord, und mein Doktorvater beging Selbstmord. Sie waren so unglücklich hier, dass sie gingen. Und das ist okay.

Sie rauchen seit siebzig Jahren filterlose Pall Malls......ein ehrenhafter Versuch, Selbstmord zu begehen, der aber bisher nicht funktioniert hat. Die Zigarettenfirma verspricht mir seit Jahrzehnten, mich umzubringen, so steht’s auf jedem Päckchen. Und was ist? Ich bin jetzt 83 und lebe immer noch. Ich überlege mir ernsthaft, die Firma zu verklagen.

Dann halten Sie den Tod für eine erweiterte Version des Schlafes?
Natürlich. Wenn ich mir anhöre, was unsere hirnverbrannten christlichen Freunde erzählen, von ewiger Glückseligkeit und so, dann läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Das wäre ja grauenhaft! Nicht einmal meinem ärgsten Feind würde ich ewige Glückseligkeit wünschen. Und doch: Heute werden die Leute achtzig, neunzig, hundert Jahre alt, und selbst das reicht nicht, um sie zur Verantwortung zu ziehen für das, was sie in ihrem Leben angerichtet haben. Hier sind wir und zerstören unseren Planeten.

Liegt den Menschen Krieg im Blut?
Die Menschen sind harmoniebedürftig, aber dumm und gierig. Ich habe einmal ein Gedicht geschrieben mit dem Titel «The Hubble Telescope». Es ging ungefähr so: Es war einmal, da gab es nichts. Es gab nicht einmal einmal oder nichts. Dann kam der grosse Big Bang, und plötzlich war all die Scheisse da.

Sie klingen wie jene Christen, die sich derzeit für «intelligent design» einsetzen, eine Art wissenschaftliche Schöpfungsgeschichte.Nein, mit diesen religiösen Fundamentalisten habe ich nichts zu tun. Ich möchte junge Leute nur dazu ermutigen zu sehen, was für ein Wunder das menschliche Leben ist. Wie wunderschön es gemacht ist. Dass wir es schätzen und beschützen sollten. Erst wenn wir den Wert des menschlichen Lebens wirklich erkannt haben, werden wir beginnen, uns gegenseitig anständig zu behandeln. Das menschliche Leben ist das Heiligste, was es gibt.

Realo-Schüler

Vielleicht ist es so? Die Jugend ist heute umzingelt von Techno hörenden Vätern, kiffenden Tanten, Mountainbike fahrenden Rentnern und easy Lehrern mit farbigen Rucksäcken und den gleichen Turnschuhen wie sie selber. Ihr Wunsch ist es, beim Jungsein von den Erwachsenen in Ruhe gelassen zu werden. Und ihnen stattdessen beim Erwachsensein zuschauen zu können.

Zweck vom Sonnendeck

Das Sonnendeck dient mir als Abstellplatz wichtiger Habseligkeiten wie auch überflüssigen Ballasts. Daneben lässt sichs aber auch ganz gemütlich liegen und der Gelassenheit frönen.

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